
Ein guter Monitor ist vor allem eines: ein stummer, aber aufmerksamer Beobachter. Eine wichtige Frage ist aber immer wieder: wie sehr sollte der Monitor in die Session durch Fragen an den Viewer (sogenannte Cues) eingreifen? Das ist nicht grundsätzlich zu beantworten. Im Optimalfall sieht sich der Monitor als Leitplanke einer großen, breiten Straße. Während der Viewer selbstständig auf der Straße navigieren und Spurwechsel vornehmen darf, gibt die Leitplanke in Form des Monitors die grobe Fahrtrichtung vor. In der Praxis bedeutet das, dass der Monitor sehr oft nur die Move Commands vorgibt, während der Viewer dann das Target an der neuen Position selbstständig abarbeitet. Es kann aber angebracht sein, dass der Monitor weitere Cues vorschlägt und damit mehr in den Ablauf eingreift. Man unterscheidet prinzipiell zwischen:
- zufällig gewählten Cues; diese werden gegeben, um eine Session nicht ins Stocken geraten zu lassen
- zielgerichteten Cues; diese haben zum Ziel, relevante Informationen hinsichtlich des Targets oder des Frontloadings zu Tage zu fördern. Es ist wichtig, mit zielgerichteten Cues vorsichtig zu sein und den Viewer genau zu beobachten, denn zielgerichtete Cues können AOLs auslösen und sie sind in jedem Fall eine Beeinflussung des Viewers!
Der Monitor muss in jedem Fall Fingerspitzengefühl zeigen und individuell in jeder Session neu entscheiden, wie viele Cues er dem Viewer vorschlägt. Dies hängt nicht zuletzt von folgenden Faktoren ab:
- Dem Erfahrungsgrad des Viewers. Unerfahrene Viewer benötigen deutlich mehr Cueing-Vorschläge vom Monitor und tendieren dazu, sich vollständig auf diese zu verlassen. Erfahrene Viewer dagegen arbeiten sich in der Regel selbstständig durch das Target und benötigen häufig nicht einmal grobe Move Commands.
- Dem Target und Frontloading. Es kann angebracht sein, speziell hinsichtlich der Targetformulierung und des Frontloadings spezielle Fragen in Form von zielgerichteten Cues zu stellen. Arbeitet der Viewer selbst auch mit Frontloading, sind Cues, die hierauf abzielen, meist risikolos. Kennt der Monitor das Target und gibt Cues speziell hierfür, kann das schwerwiegende AOLs beim Viewer auslösen. Der Monitor muss hier vorsichtig vorgehen und schauen, inwieweit der Viewer mit solchen zielgerichteten Cues umgehen kann.
- Der Kontext, in dem die Session durchgeführt wird. Bezahlte Auftragsarbeit etwa, bei denen der Auftraggeber für einen gewissen Arbeitsaufwand sowie für Informationen bezahlt hat, können es aus ökonomischen Gründen erforderlich machen, dass der Monitor zielgerichtete Cues hinsichtlich der Fragestellung vorschlägt. Das ist ein Grund, warum Viewer in bezahlter Auftragsarbeit über eine gewisse Erfahrung verfügen sollten.
Die Analogie der Leitplanke einer großen Straße kann als Richtline angesehen werden. Aus den oben genannten Ausführungen wird aber deutlich, dass der Monitor flexibel und spontan entscheiden muss, inwieweit er Cues vorbringt, sodass eine generelle Aussage über diese Richtlinie hinaus nicht gegeben werden kann. Letztlich lässt sich die optimale Strategie anhand folgenden Prinzips festhalten:
So wenige Cues wie möglich, aber so viele Cues wie nötig sollten vom Monitor kommen.