
Remote Viewing ist eine effektive Methode zur Informationsgewinnung jenseits der fünf Sinne. Doch wie in jeder strukturierten Wahrnehmungstechnik gibt es auch hier mentale Fallstricke – einer der wichtigsten ist das sogenannte AOL (Analytical Overlay). Denn dieses kann zum sogenannten Castle Building führen – und sehr subtil auch zum umgekehrten Castle Building.
In diesem Artikel erfährst du, was AOLs sind, wie Castle Building entsteht, was die umgekehrte Variante davon bedeutet – und wie du richtig mit AOLs umgehst, um dein Remote Viewing klar und sauber zu halten.
Was ist ein AOL im Remote Viewing?
AOL steht für Analytical Overlay
und bezeichnet eine analytische Überlagerung oder Interpretation des Viewers. Es handelt sich dabei um ein mentales Konstrukt, das entsteht, wenn das Gehirn versucht, diffuse Sinneseindrücke vorschnell zu deuten.
Ein Beispiel: Der Viewer nimmt im Target „metallisch, glänzend, hart, zylindrisch“ wahr – und plötzlich denkt er an eine Rakete.
Diese „Rakete“ ist dann ein AOL – nicht unbedingt falsch, aber auch nicht direkt aus der Wahrnehmung entstanden, sondern aus der Interpretation.
Castle Building – Wenn AOLs das Viewing kapern
Castle Building
ist ein Phänomen, bei dem ein Viewer – bewusst oder unbewusst – richtige Eindrücke unterdrückt oder ignoriert, weil sie nicht zum AOL passen.
Das Gehirn baut sich eine gedankliche „Burgmauer“, bei deren Bau auch ein mittelalterlicher Baumeister nicht jeden beliebigen Stein aus dem Steinbruch nehmen konnte, sondern im Gegenteil mehr Steine aussortierte als er verwenden konnte. Im Remote Viewing bedeutet das, dass der Viewer nur noch Eindrücke wahrnimmt und aufzuschreibt, die zum ursprünglichen AOL passen. Alles andere wird abgewiesen.
Beispiel:
Der Viewer hat das AOL „Rakete“. Nachfolgenden hat er die Eindrücke von „weich, natürlich, grün“. Statt diese objektiv zu notieren, schiebt er sie beiseite, weil sie nicht zum Bild einer Rakete passen. Und schon ist er im Castle Building!
Umgekehrtes Castle Building – der subtilere Feind
Noch trickreicher ist das umgekehrte
Castle Building:
Hier glaubt der Viewer insgeheim, dass das AOL falsch ist – und beginnt nun, alle Eindrücke, die dazu passen würden, ebenfalls zu ignorieren oder auszublenden.
Beispiel:
Der Viewer bekommt das AOL „Rakete“, hält es aber für Unsinn (da er insgeheim annimmt, dass alle AOLs ja falsch sein müssen) – und beginnt nun die Eindrücke zur Energie, zu Rauch und Feuer, zum Aufstieg und Lärm zu unterdrücken.
Der richtige Umgang mit AOLs im Remote Viewing
Die Lösung lautet: Neutralität.
Weder ein AOL für richtig noch für falsch halten – sondern einfach zur Kenntnis nehmen, kennzeichnen, sich lösen und weitergehen. Ein AOL ist ein Zeichen dafür, dass der Verstand des Viewers versucht, die Daten zu interpretieren – nicht mehr und nicht weniger.
Best Practices im Umgang mit AOLs:
- Schreibe das AOL auf und markiere es klar als solches („AOL: Rakete“).
- Bewerte es nicht – weder als „gut“ noch als „schlecht“.
- Löse dich fachgerecht vom AOL. Lege bei Bedarf eine Pause ein.
- Beobachte dich selbst: Sortierst du Daten aus, weil sie zum AOL passen oder nicht passen? Oder ergibt deine Targetbeschreibung für dich Sinn und alles ist konsistent und logisch? Dann hast du ein unterdrücktes AOL und bist möglicherweise mitten im Castle Building!
Fazit: Bewusstsein ist der Schlüssel
AOLs sind unvermeidbar – sie sind Teil unseres menschlichen Denkens. Doch mit einem bewussten Umgang und einem geschulten Auge für Castle Building kann der Viewer seine Klarheit bewahren und auch subtile Fehlerquellen erkennen.
Remote Viewing ist wie ein mentaler Tanz zwischen Intuition und Disziplin. Je besser der Viewer seine geistigen Automatismen und Mechanismen kennt, desto besser werden die Ergebnisse.