Cueing Strategien für Monitore

Chess pieces on the chessboard

Als Cue bezeichnet man Stichworte, die der Viewer während einer Session bearbeitet. Ein Stichwort ist also ein Frage, die der Viewer beantworten soll, so etwa bestimmte Aspekte im Target zu beschreiben. Cues werden dabei (sofern keine Solo-Session gemacht wird) oft vom Monitor vorgeschlagen. In diesem Artikel schauen wir uns an, welche Strategien er damit verfolgen kann.

Was ist Cueing?

Cueing ist der Prozess, dass der Viewer ein Stichwort (Cue) bekommt und dieses bearbeitet. Ein Cue kann dabei etwa eine Gestalt aus einem Ideogramm sein, z.B. Lebewesen. Bekommt der Viewer diese Gestalt Lebewesen als Cue, so ist es seine Aufgabe, dieses Lebewesen zu beschreiben.

Cues können spezialisiert werden, z.B. mit sog. sensorischen Standard-Cues (z.B. Farben, Gerüche, Temperaturen) oder mit dimensionalen Standard-Cues (wie Formen oder Größen). Ebenso können beliebige Eindrücke des Viewers als Cue hergenommen werden, sodass auf ausgewählte Details tiefer eingegangen werden kann (sog. kontextbezogene Cues). Auch Action Cues und Move Commands zählen zu den Cues, wobei letztere in der Regel neue I/A/B Sequenzen (also neue Ideogramme) erfordern.

Cueing Strategien

Es gibt unterschiedliche Strategien, wie mal als Monitor Cues geben kann. Diese wären:

  • Cues werden zufällig gegeben. Hat der Viewer noch keinen Bezug zu den Dimensionen des Targets (in Stufe 2; er ist also noch in der rein sensorischen Beschreibung des Targets), so werden die dimensionalen Standard-Cues ausgelassen. Ansonsten werden aber sämtliche Cues willkürlich gewählt.

  • Zielgerichtet (auf die Aufgabe / Fragestellung oder das Frontloading ausgerichtet). In Sessions stellt sich immer wieder die Frage, wie man mit dem Cueing vorgeht, um bestmöglich die Fragestellung zu beantworten bzw. das Frontloading zu erfüllen. Hier gibt es prinzipiell zwei Vorgehensweisen, aus denen man individuell wählen kann:

    1. Das Cueing spezialisiert sich von Anfang an auf die Details eines (oder weniger) Aspekte im Target. Dies kann gut durch Threading in Stufe 4 erreicht werden. Dies ist im Prinzip ein vertikaler Ansatz, bei dem man ausgehend vom obersten Cue immer weiter in die Tiefe geht. Dadurch gelingt es, den ausgewählten Aspekt bis in die Einzelheiten hinein zu beschreiben. Allerdings gehen bei dieser Strategie möglicherweise angrenzende Aspekte oder Zusammenhänge verloren.

    2. Alternativ kann das Cueing auch in die Breite gehen, sodass man erst mal alles im Target oberflächlich beleuchtet. Dadurch wird ein Gesamtüberblick geschaffen, der allerdings im ersten Schritt die Details außen vorlässt.

    3. In der Praxis wird häufig zunächst Breiten-Ansatz angewandt, um sich einen groben Überblick über das Target zu verschaffen, bevor auf ausgewählte Aspekte eingegangen wird (Tiefen-Ansatz).

  • Ablenkung. Führt das zielgerichtete Cueing zu AOLs beim Viewer, kann der Monitor seinen Cueing-Schwerpunkt auf Nebenaspekte verlagern, um den Viewer vom AOL wegzubringen.

Zufällige Cues

Zufällig ausgewählte Cues kommen insbesondere in der Stufe 2 vor dem Aesthetic Impact zum Einsatz. Diese Strategie erlaubt dem Viewer Kontakt mit dem Target aufzubauen. Da die Informationen in dieser Phase meist noch wenig Genauigkeit aufweisen, vergisst der Viewer seine Eindrücke, nachdem er sie aufgeschrieben hat (andernfalls droht die Session zu scheitern). Diese Strategie kann auch im späteren Verlauf angewandt werden, falls der Viewer (aus welchem Grund auch immer) den Kontakt zum Target verliert.

Zielgerichtete Cues

Das zielgerichtete Cueing (i.d.R. nach dem Aesthetic Impact) unterteilt sich wie oben dargelegt in einen Tiefen- und einen Breitenansatz. Welche der beiden Strategien (oder ob ggf. ein Mix aus beiden) angewendet wird, hängt vom Target, vom Frontloading und vom Verlauf der Session ab. In operationalen Targets, über die wenig bekannt ist, hat sich eher bewährt, zunächst in die Breite zu gehen um einen Überblick zu erhalten. Danach können dann durch entsprechende Cues die Details zu den interessanten Aspekten herausgearbeitet werden. Ist dagegen bekannt, was das Target ist (etwa durch entsprechendes Frontloading) und hat der Viewer den gesuchten Aspekt bereits gefunden (beispielsweise wenn das Target eine Person ist, die der Viewer als Gestalt Lebewesen in Stufe 1 bekommt), dann kann das Cueing auch direkt nach dem Aesthetic Impact in die Tiefe gehen. Wichtig ist, dass sich der Monitor der verschiedenen Vorgehensweisen bewusst ist und dynamisch die entsprechende Strategie auswählen kann.

Ablenkung

Zielgerichtetes Cueing durch den Monitor ist eine Form der Manipulation des Viewers durch den Monitor und sollte dementsprechend vorsichtig verwendet werden. Wichtig ist, dass sich der Monitor der Beeinflussung bewusst ist. Unerfahrenere Viewer sind hier meist anfälliger, während erfahrene Viewer oft problemlos damit umgehen können. Es kann aber unabhängig von der Erfahrung des Viewers vorkommen, dass zielgerichtetes Cueing zu AOLs führt. In diesem Fall kann der Monitor auf zufällig ausgewählte Cues zurückgreifen, was aber ggf. vom (nun aufmerksamen) Viewer unbemerkt bleiben könnte, er also weiter sein AOL im Hinterkopf hat. Daher kann der Monitor sein zielgerichtetes Cueing auch fortsetzen, dabei allerdings auf völlig irrelevante Nebenaspekte umschwenken. So kann er das AOL des Viewers auflösen.

Ein reales Fallbeispiel: Der Viewer hatte während einer Session das (richtige) AOL, dass es sich beim Target um ein Unternehmen handelt, das er bereits eine Woche zuvor geviewt hat. Um dieses hartnäckige AOL aufzulösen, entschloss sich der Monitor, das Cueing temporär auf einen Nebenschauplatz zu verlagern. Der Viewer hatte nämlich während der Session die geheime Liebschaft zwischen Firmenchef und Sekretärin herausgearbeitet, und der Monitor begann sein zielgerichtetes Cueing auf diesen (für die Fragestellung irrelevanten) Aspekt. Dies führte den Viewer weg von seinem AOL da er merkte, dass die Verbindung dieser beiden Personen (vermeintlich) im Mittelpunkt steht. Nach einer Weile begann der Monitor erneut mit dem zielgerichteten Cueing auf das Unternehmen selbst, allerdings hatte der Viewer zu diesem Zeitpunkt sein AOL bereits hinter sich lassen können.

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Fazit

Man sollte als Monitor wissen, welche Strategie wann angewandt werden sollte. Dazu muss der Monitor auch um den Ablauf der Stufe 2 kennen, also dass der Viewer zunächst nur sensorische Daten bekommt, bevor er den dimensionalen Bezug zum Target aufbauen kann, und dass dann erst das Aesthetic Impact erfolgt. Auch braucht der Monitor ein Gespür dafür, ob der Viewer den Targetkontakt verloren hat oder ob sich hartnäckige AOLs breitgemacht haben. Wichtig ist zudem, dass dem Monitor bewusst ist, dass zielgerichtetes Cueing eine Form der Beeinflussung ist.

 Es ist also in jedem Fall Fingerspitzengefühl gefragt im Umgang mit dem Viewer.

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Marie Priebusch und Timo Féret

Professionelle Remote Viewer und Ausbilder bei Into The Matrix

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